Denn die beiden wussten um die Konkurrenz in der U 18. „Wir sind ja als absoluter Newcomer zum Konzert der Großen dazugestoßen“, sagt Michl. Dieses fiel aber etwas kleiner aus, als im Vorfeld gedacht: „Die Vereine aus den Rugbymetropolen Hamburg, Berlin und Potsdam konnten wegen Corona-Ausfällen nicht so viele Teams schicken.“
Die seien froh gewesen, überhaupt jeweils eine Mannschaft zusammenbekommen zu haben, weiß Michl. „Aber das soll die Leistung unserer Spielerinnen nicht schmälern“, betont er. Zu Recht.
Deutlich wird das allein im Vergleich mit dem Top-Team, dem Heidelberger RK. Dort steht durchweg der ältere Jahrgang der U 18 auf dem Feld. „Die sind alle mindestens 17 Jahre alt, und bei uns sind Mädchen mit fünfzehneinhalb Jahren dabei.“ Entsprechend „hypernervös“ seien die Akteurinnen der SG Lauf/Hersbruck gewesen.
„Eine Deutsche Meisterschaft ist einfach etwas anderes, da war riesengroßer Betrieb“, berichtet Michl von seinen Eindrücken. Neben der weiblichen U 18 waren zudem noch die U 15 sowie die besten männlichen Teams der U 18 und U 16 vor Ort. „Unsere Mädels sind mit ganz großem Respekt rangegangen.“
Und dann wartete gleich zum Auftakt die Auswahl aus Heidelberg, die letztlich Meister wurde. „Die waren einfach nicht zu schlagen“, erkennt Michl neidlos an. Obwohl die Gegner übermächtig erschienen, hatte sich die SG Lauf/Hersbruck nicht einschüchtern lassen. „Wir haben wirklich gut gespielt, und das hat allen Selbstvertrauen und Sicherheit gegeben.“
Trotz der Niederlage. „Haushohe Ergebnisse sind auch bei den Profis völlig normal“, ordnet Michl den Ausgang der Partie ein. Mit diesem positiven Gefühl gingen die jungen Damen in die Begegnung mit Germania Hannover. „Das war das beste Spiel“, schwärmt Michl. Die Außenseiter aus Lauf und Hersbruck drehten einen Rückstand und siegten in Hälfte zwei überlegen.
Und das gegen ein „starkes Team“, wie Michl klar macht. „Daher haben wir den Vize-Titel zu Recht bekommen.“ Dieser Erfolg war nämlich ausschlaggebend für Rang zwei in der Abschluss-Tabelle des Modus „jeder gegen jeden“. „Der direkte Vergleich hat uns da geholfen“, erklärt der Leiter Rugby beim FC Hersbruck.
Der war auch nötig. Nach dem Sieg war klar, dass die SG Lauf/Hersbruck mindestens Dritte werden würde, weil die Konkurrenz deutliche Pleiten gegen Heidelberg einfuhr. „Die Stimmung war bei uns natürlich wie ausgewechselt, und die beiden weiteren Spiele gingen relativ leicht.“
Allerdings machte die lange Pause von drei bis vier Stunden bei großer Hitze den jungen Damen zu schaffen. „Die Konzentration hat dann schon nachgelassen.“ Die Folge: ein Unentschieden und eine knappe Niederlage. Aber das spielte keine Rolle mehr. Am Ende stand ein zweiter Platz und der Titel „deutscher Vizemeister der U 18“.
„Bei aller Freude aber haben wir schon einige kleine, aber entscheidende Fehler gesehen, die es in den nächsten Wochen und Monaten bis zum Ligastart im September auszumerzen gilt“, sieht Frauentrainer Edi Holhos noch Verbesserungsbedarf.
Zumal die Jugendlichen kommende Saison bei den Erwachsenen auflaufen werden. „Zum einen, weil wir keine anderen Spielerinnen haben, zum anderen, weil sie es verdient haben“, findet Michl. Und ergänzt nachdrücklich: „Auf Dauer können wir mit den Großen nur mithalten, wenn mehr Frauen und Mädchen zu uns zum Rugby kommen.“
ANDREA PITSCH
Training der Mädels und Damen ist montags und mittwochs jeweils 19 Uhr beim TV 1877 Lauf und freitags um 18.30 Uhr beim FC Hersbruck.
Alexander Michl